über "O Traurigkeit, o Herzeleid"
Schon bei Ravel, Gershwin oder Strawinsky findet man die Verbindung des schwermütigen Blues-Charakter mit dem melodischen und klanglichen Duktus der Kunstmusik. Auf der Basis der bildhaften Formulierung „I feel blue“ (Ich fühle mich traurig), die der weltlich-vokalen Ausdrucksform der Farbigen ihren Namen gibt, lässt sich eine direkte Brücke zum populären Passionslied „O Traurigkeit, o Herzeleid“ schlagen. Wittrichs „Choral-Blues“ spielt mit jazz-typischen Harmoniefolgen (changes), triolisch geprägtem Groove mit charakteristischen Bordun-Stützen und einer „Lamento“-Grundstimmung, die sich melodisch in chromatisch fallenden Linien äußert. Das stereotype 12-taktige Blues-Schema bleibt dabei ausgeklammert. Ein wertvoller Beitrag zur Erweiterung des Orgelrepertoires, das sich seit einigen Jahrzehnten auch für populäre Musikformen aus Rock, Pop und Jazz in den Kirchenräumen geöffnet hat.
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